Musik und Psyche - Hören mit der Seele.

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Musik und Psyche haben ihren Rhythmus
 
Jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus, sein Rhythmusprofil, das individuell gestaltet werden kann.
 
Man sagt, es gäbe keine für die Musik unzugänglichen Kinder; wir behaupten, dass es keinen Menschen gibt, der zum Erleben des Rhythmus nicht fähig wäre. Rhythmisches Erleben ist an kein Alter gebunden; es ermöglicht sowohl dem Kind als auch dem Erwachsenen, eine neue Einstellung und eine andere Beziehung zu sich und den anderen Menschen zu finden. Besonders für das Kind werden die unausgesprochenen und unaussprechbaren, unsichtbaren Dinge im spielerischen Ablauf der eigenen rhythmischen Bewegungen spürbar. Erst durch die Bewegung beginnt es, Verantwortung für selbständige Handlungen zu übernehmen. Im rhythmischen Erleben lernt das Kind ganz unbewusst und unmittelbar, Musik körperlich zu erfassen. [...]
 
Jedes Kind hat im Grunde ein natürliches Recht auf Musik. Mozart war ein Wunderkind, das sein erstes Werk für Cembalo mit fünf Jahren komponierte. Es ist interessant, dass man nur in der Mathematik und in der Musik solche Frühreife findet. [...]
 
Die Musikpädagogik arbeitet besonders mit der Beziehung zwischen der Musik und dem Rhythmusgefühl.
 
Die Musik berührt Sphären des Unterbewusstseins, die mit anderen Mitteln nicht erreichbar sind. Durch das rhythmische Erleben lernt das Kind mit Hilfe des eigenen Körpers unmittelbar und unbewusst einen wichtigen Teil der Musik kennen. [...]
 
Die Musik, besser gesagt, das rhythmische Erleben kann sehr nützlich sein zur Verbesserung menschlichen Kontaktes, insbesondere der Kommunikationsfähigkeit von kontaktgestörten Menschen. (S. 85 f)
 
Musik und psychophysiologische Zusammenhänge
 
Die Musik ist auch Kontaktbereich zwischen organischen und emotionellen Vorgängen. Durch Betrachtung der neuro-physiologischen Einflüsse und Wirkungen können wir die psychologischen Gesichtspunkte besser verstehen. In diesem Zusammenhang sind Empfindungen beim Musikerleben wie "die sich weitende Brust", der angespannte oder entspannte Gesichtsausdruck oder das unbewusste rhythmische Klopfen mit dem Fuß wohl bekannt.
 
Diese Wirkungen auf unseren Körper sind biologisch gesehen direkte Wirkungen und gehen zum großen Teil von affektiven, emotionalen und suggestiven Einflüssen aus. Es ist ein Unterschied, ob die Musik nur gehört wird oder ob sie aktiv ausgeübt wird. Es ist klar, dass derjenige, der die Musik mit einem beliebigen Instrument darstellt, damit auch eine Muskelarbeit vollbringt, im Gegensatz zu dem, der still seiner bevorzugten Musik lauscht.
 
In Bezug auf die Muskulatur kann Musik den Tonus steigern, wo hingegen entspannende Musik den Tonus eher lockert. [...]
 
Die Musik beeinflusst deutlich die Haltung unserer Glieder und des gesamten Körpers, auch wenn dies eng an die emotionelle Erfahrung gebunden ist. Es genügt, Personen beim Musikhören zuzusehen: Einige sitzen aufrecht im Stuhl oder etwas nach vorne geneigt (...); andere sind völlig entspannt, im Sessel liegend, mit geschlossenen Augen; andere fixieren eine Gegenstand, ohne ihn zu sehen. [...]
 
Ein weiteres Phänomen ist interessant. Jede Emotion bewirkt auf unserer Körperoberfläche eine Zunahme der sogenannten Perspiration, der Hautatmung, und damit Veränderungen von Hauttemperatur und Hautfeuchtigkeit.
 
Im Normalzustand hat unsere Haut einen bestimmten elektrischen Widerstand. Wenn die Haut feuchter wird als normal, wie bei einer Emotion, verringert sich dieser Widerstand, da die feuchte Haut ein besserer elektrischer Leiter ist. Wenn also die Musik den Hautwiderstand beim Stromdurchfluss reduziert, ist dies ein weiterer Beweis, dass die Musik selbst auf mehr oder weniger intensive Weise das neurovegetative System, das diese Veränderung vermittelt, stimuliert.
 
Das gleiche gilt für die sogenannte "pilomotorische Reaktion". "Anregende" Musik verursacht in einem gewissen Grad den "Gänsehaut"-Effekt, welcher Ausdruck einer Wirkung auf das neurovegetative System ist: Das quantitative Ausmaß dieses Effektes hängt stark von Verfassung, gegenwärtiger Stimmung und Empfänglichkeit und Vorbereitung des Individuums ab. Das gleiche Stück kann jemand elektrisieren und andere völlig gleichgültig lassen.
 
Der psychosomatische Zugang kann zur Erarbeitung der musikalischen Erfahrung dienen, da es mittlerweile offensichtlich ist, dass jedes musikalische Erleben im organischen und im emotionalen Bereich stattfindet. Die Reaktion auf Musik hängt von vielfältigen Faktoren ab: von Temperament, Erziehung, soziokultureller Umgebung, aktueller Stimmungslage und vom Musikwerk selbst. [...] (S. 105 ff)
 
Musik und ihre Wahrnehmung
 
Wenn die physiologischen Auswirkungen der Musik als Reaktion auf die Klangreize angesehen werden, dann ist der Körper in die musikalische Erfahrung mit einbezogen, da diese - aufgrund der von außen kommenden Reize - nur im Gehirn entsteht. So nimmt also der Körper in der Musik einen wichtigen Platz ein. (S. 117)
 
[Auszüge aus: Boris Luban-Plozza; Mario Delli Ponti: "Musik und Psyche - Hören mit der Seele." Berlin: Birkhäuser, 1988.]
 
 

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